Mittwoch, 27. November 2013

"Scusa, non parlo italiano!"

Das ist der Satz, den ich bisher wohl unzählige Male gesagt habe, zusammen mit „Non ho capito“. Ich spreche kein Italienisch, ich habe nicht verstanden. Sätze, die sich wirklich als sehr nützlich herausstellen, wenn man sich mit quasi keinen Vorkenntnissen auf den Weg macht.

Hiermit möchte ich einen Post einer meiner größten Herausforderungen in Italien widmen: Italienisch.
Erstmal etwas zu meinem jetzigen Level. Ich verstehe mittlerweile beinahe alles in Gesprächen, auch, wenn man nicht direkt mit mir spricht und ich nur zuhöre. Auch in der Schule verstehe ich mittlerweile zumindest die wichtigsten Sachen und kann dem Unterricht so mehr oder weniger folgen. Aber was mich am meisten freut: ich kann endlich antworten.
Jeder, der zumindest eine Fremdsprache lernt, kann mich da wohl nachvollziehen. Verstehen ist um einiges leichter als selbst sprechen. Von meinem Französischunterricht ist doch einiges hängen geblieben, und die beiden Sprachen sind sich sehr ähnlich, also hilft mir das wirklich weiter. Und offenbar scheinen einige englische und deutsche Wörter ihren Ursprung auch im lateinischen zu haben, denn da habe ich auch schon Ähnlichkeiten entdeckt.
Aber bis man von Deutsch nach Italienisch kommt, dauernd es eben ein bisschen. Aber das schaffe ich jetzt endlich.
So halbwegs.
Mein Vokabular wächst täglich, aber Grammatik muss ich eben auch hier lernen, und das nervt. Hier zeigt sich wieder die Ähnlichkeit zu Französisch: unendlich viele Regeln, unendliche viele Ausnahmen von der Regel, und es macht mich fertig. Zumindest habe ich aber laut meinem Gastvater keinen Akzent (laut eines Klassenkameraden aber einen arabischen).
Auch sind einige Sachen wirklich verwirrend.
Was manche Dinge angeht, wurde hier sehr gespart. 
„Hey, nehmen wir doch einfach für ‚Hallo‘ und ‚Tschüss‘ dasselbe Wort. Und für ‚Finger‘ und ‚Zehen‘ auch. Und für ‚weil‘ und ‚warum‘.“
Viele Worte sehen auch schlichtweg falsch aus. Vor allem die Kombination von s und einem anderen Konsonanten verwirrt mich. Sbaglia, sfiggi - bittewas.
Die formelle und informelle Anrede mit Du und Sie gibt es hier auch, nur ist das Sie hier nicht dritte Person Plural, sondern Singular. Und jedes Mal, wenn ich damit einen Satz bilden will, hört es sich in meinem Kopf absolut falsch an.
Aber es wird. Und das schöne daran, dass man eine Sprache auf diese einzigartige Weise lernt ist, dass man sich selbst bei seinen Fortschritten quasi zuschauen kann. 
Heute wieder neue Worte gelernt, morgen werden wieder Gespräche gefühlt, endlich kann man Scrubs auch auf Italienisch verstehen.
Gleichzeitig ist es ein bisschen gruselig, dass ich Englisch und Deutsch verlerne. Mir fallen Worte nicht mehr ein, oder ich fange an, spontan auf Italienisch statt auf Deutsch zu schreiben. Von meinem Französisch wollen wir gar nicht erst anfangen - das bisschen, was ich mal wusste, ist mittlerweile völlig verschwunden.

So, das war dann mein obligatorisches Lebenszeichen. Momentan ist alles sehr ruhig, dieses kleine Tief, was sich nach den ersten 3 Monaten einstellt, aber von AFS wurden wir darauf auch genug vorbereitet. Also wird es wohl in nächster Zeit auch hier auf dem Blog eher still sein - vielleicht melde ich mich das nächste Mal sogar erst wieder um Weihnachten herum. (Überall hängt dafür schon Deko herum und die Aussicht, dieses Fest zum ersten mal nicht in Deutschland mit meiner Familie zu verbringen, ist schon ein wenig komisch.)

Damit - machts gut und bis bald. <3

Mittwoch, 30. Oktober 2013

Ein bisschen wie Schlafwandeln.

So ist es, wie sich alles gerade für mich anfühlt.
In letzter Zeit ist nichts wirklich relevantes passiert, außer, dass mein Italienisch wirklich jeden Tag besser wird und ich mich schon - zwar mit unglaublich vielen Fehlern - mit Anderen unterhalten kann, ohne dauernd auf Englisch ausweichen zu müssen. Aber ich wollte mich trotzdem nochmal melden und ein bisschen erzählen, wie sich alles emotional so auf mich ausgewirkt hat.

Irgendwie habe ich es immer noch nicht realisiert. Das scheint eine Angewohnheit zu sein und es ist genau dasselbe mit Weihnachten oder meinem Geburtstag: ich denke nicht wirklich daran, bis es dann da ist. Aber jetzt bin ich hier schon seit fast zwei Monaten, und immer noch nehme ich alles nur wie durch Watte wahr.
Auch vermisse ich quasi nichts. Ich hatte nie ein Problem mit Heimweh, aber ich hätte schon gedacht, dass ich Momente haben würde, in denen ich wirklich gerne wieder in meinem deutschen Zuhause wäre. Meine deutsche Schule wieder besuchen möchte. Einfach so leben wie noch vor nicht allzu vielen Wochen. Aber, wieso auch immer, ist mir das ziemlich gleichgültig. (An dieser Stelle Entschuldigung an alle, die sich jetzt irgendwie verletzt fühlen. So ist das absolut nicht gemeint.)
Vielleicht liegt es daran, dass ich hier auch noch nicht wirklich angekommen bin. Wie euch der Titel schon verrät: es ist wie Schlafwandeln. Ich stehe zwischen 3 Sprachen, zwischen 2 Ländern, und das überfordert mich noch ein bisschen. Ob das „normal“ ist, weiß ich nicht, will es auch gar nicht wissen. Aber ich hoffe, das ändert sich bald.
Auch strengt mich so vieles noch zehnmal so viel an wie in Deutschland. Am besten lernt man eine Sprache durch Zuhören, und das mache ich hier ja viele Stunden am Tag. Aber das ist nicht wie Musik hören - hier muss man wirklich aufpassen und aktiv versuchen, alles zu verstehen. Besonders schwer fällt mir das in der Schule. Frontalunterricht wird in Italien eben groß geschrieben, und wenn man 120 Minuten vom Lehrer nur aus einem jahrhundertealten Roman vorgelesen bekommt, dessen Wortwahl dementsprechend antik ist, ist man versucht, sich irgendetwas anderem zuzuwenden, und wenn es nur die eigenen Gedanken sind. Aber das geht nicht.
Bisher bin ich mit meinen Italienischkenntnissen zwar relativ weit vorn dabei, wenn man das mit denen der anderen vergleicht, aber ich will trotzdem momentan nichts mehr, als weiter lernen. Viel lernen. Schließlich ist es auch zum großen Teil die Sprache, über die man wirkliche Freundschaften schließt. Langsam aber sicher vergeht meinen Klassenkameraden die Lust am Übersetzen, und vor allem wenn ich in größeren Gruppen unterwegs bin, bin ich mit Verstehen und Sprechen ganz auf mich alleine gestellt.

Aber das ist alles nichts, was sich nicht in den Griff bekommen ließe. Falls hier andere (ehemalige) Austauschschüler mitlesen, würde ich mich über ein paar Worte zu euren Erfahrungen dazu freuen - ob die ähnlich sind oder vielleicht auch komplett verschieden.

Damit heißt es dann auch schon wieder: bis zum nächsten Post!
Saluti e biaci,

Julie

Sonntag, 20. Oktober 2013

Non sono morta. Oder so.

Hi, na.
Ja, ich lebe noch. 
So eine lange Pause zwischen meinen Posts war zwar eigentlich wirklich nicht geplant, aber jetzt kann ich leider nichts mehr dran ändern, außer euch genau jetzt einen neuen Post zu schreiben.
Ich war mittlerweile schon in Turin, aber wir waren leider ein bisschen in Zeitdruck und wollten eigentlich auch nur shoppen gehen, deshalb kommt darüber irgendwann nochmal ein ausführlicherer Post.
Der Anlass für diesen hier ist mein verlängertes Wochenende - von Donnerstag bis Sonntagnachmittag hat das erste AFS-Camp stattgefunden. Das nächste ist dann erst wieder im Juli.
Alle Austauschschüler aus dem Piemont, insgesamt etwa 50 aus allen möglichen Ländern, haben sich irgendwo in den Bergen eingefunden (an den Namen erinnere ich mich nicht mehr, und in dem kleinen Ort gab es wirklich absolut nichts) und dort 4 Tage quasi alles zerlegt. Diesmal lag der Fokus wirklich weniger auf den Aktivitäten in unseren kleinen Gruppen - wir haben uns über erste Erfahrungen im Land von Pasta und Pizza ausgetauscht und auch über Probleme gesprochen. Ein großes Thema waren wieder Vorurteile, da wir ihnen diesmal ja 6 Wochen live begegnen. Vorurteile von uns gegenüber Italienern, von Italienern gegenüber unseren eigenen Ländern. Deren Meinung nach werden in Island Pinguine gekocht, ich wurde gefragt, ob die Mauer bei uns noch steht und unser Grundnahrungsmittel ist Bier mit Brezeln. Für mich also nicht wirklich überraschende Sachen, aber ich habe durch Reden mit den Anderen viel über andere Länder herausgefunden. Mir wird immer wieder bewusst, wie unglaublich toll und einmalig diese Chance für mich ist. So viele verschiedene Kulturen vereint an einem Ort und man kann aus erster Hand so viel erfahren.









Die besten Betreuer seit immer und ewig.


Das hier sind nicht alle, sondern nur meine kleine Gruppe in der wir die Tage verbracht haben.




Meine neue Lieblingsdänin.


Die meiste Zeit haben wir aber nur irgendwo mit Sitzen und Reden verbracht. Ich habe jede Nacht nur um die 3 Stunden geschlafen und darf morgen früh schon wieder um 6 Uhr raus, obwohl ich am liebsten tagelang einfach im Bett bleiben würde.
Mein Facebook explodiert wieder vor Freundschaftsanfragen und ich habe viel zu viele Fotos und Videos gemacht (von denen ihr hier nur einige seht, weil ich so gut wie immer wie kurz vorm Einschlafen aussehe) - und so viele Freunde von überall her gefunden. Ich habe jetzt schon ein bisschen Angst, wenn wir uns alle das wirklich letzte mal sehen, denn weil man einfach so viel gemeinsam hat, einfach dadurch, dass man diese Erfahrung teilt, wachsen einem alle unglaublich schnell ans Herz. Die Dänen und Belgier zu besuchen ist ja noch machbar, aber eben eine Reise nach Neuseeland oder Lateinamerika zu organisieren und finanzieren gestaltet sich dann doch als etwas schwieriger. Was mir auch immer besser und besser gefällt (falls das überhaupt noch geht) ist AFS an sich. Man fühlt sich als Teil einer riesigen Familie, weil einen alle sofort als Freund behandeln. Der Gesprächsstoff geht hier auch nie aus, wenn so viele Kulturen aufeinandertreffen: unsere Freiwilligen haben alle mindestens einmal Zeit im Ausland verbracht, und wenn jemand ein Jahr in Südafrika und Japan war, kann man da einfach ewig drüber reden. Zu denen dann generell auch noch ein Wort - sie sind super. Man lernt sie eher sofort als Freunde kennen, weil sie auch noch nicht so viel älter sind als wir (Mitte 20) und alle haben sowohl Humor als auch die Fähigkeit bewiesen, einem ernsthaft helfen zu können, wenn einen etwas bedrückt.

Im Piemont sind außer mir noch zwei andere Deutsche - und ich habe mich unglaublich darauf gefreut, mich wieder in meiner Muttersprache zu unterhalten. Als ich das dann endlich konnte, war das Ganze aber wirklich komisch, und nicht nur für mich. Obwohl ich erst vergleichsweise kurz hier bin, fühlen sich deutsche Wörter falsch in meinem Mund an: ich vergesse Worte und antworte automatisch in Englisch oder Italienisch, ohne darüber nachzudenken. 


Aspirin wird wieder zu meinem besten Freund - mein Kopf scheint wirklich nicht darauf ausgelegt zu sein, tagelang immer schnell zwischen 3 Sprachen zu wechseln. Aber mein Italienisch wird merklich immer besser. Ich bin mittlerweile schon in der Lage, zusammenhängende Texte zu schreiben. Das konnte ich in Französisch nicht mal nach 3 Jahren Unterricht. Da ich in der Schule noch nicht wirklich etwas zu tun habe, wurde mein Stundenplan etwas umgestellt - ich mache Englisch nun zusätzlich in einer 5. und 4. Klasse des Liceos, will heißen, in der 12./13. in Deutschland. In meiner 'eigenen' Klasse war es einfach viel zu einfach, und selbst jetzt sind die Italiener ungefähr auf dem Level von dem, was ich auf meinem Gymnasium in der 9. Klasse gelernt habe. In der Hinsicht bleibe ich also etwas unterfordert. Aber auf die Art lerne ich wieder viele neue Leute kennen, die mich alle freundlich aufnehmen. In anderen Fächern, in denen ich dem Unterricht wirklich nicht folgen kann, soll ich jetzt auf Italienisch immer eine Art kleines Tagebuch führen.


Entschuldigt, falls das alles etwas durcheinander ist - ich bin gerade erst zurückgekommen, und wie gesgt: meine Kopfschmerzen bringen mich in Verbindung mit einer beginnenden Erkältung wirklich ein wenig um. Das hier ist also mehr ein allgemeiner Infopost, damit ich nicht jedem einzeln nochmal alles erzählen muss.


Also damit, saluti e biaci,

Julie

Mittwoch, 18. September 2013

Dolce Vita - jetzt auch in Ihrer Schule erhältlich!

Und damit herzlich Willkommen zu einem neuen Post hier. Der sollte eigentlich schon etwas früher erscheinen, aber ich bin immer unglaublich kaputt nach Hause gekommen und war um halb 10 schon selig am schlafen. Es erschöpft mehr als gedacht, den ganzen Tag eine fremde Sprache zu hören, und Aspirin ist zusammen mit meinem Reisewörterbuch mein bester Freund geworden.
Nun aber zum eigentlichen Thema: seit Montag, den 16.9. bin ich in der Schule. Und in diesen wenigen Tagen ist mir so viel eingefallen, was ich mit euch teilen will – aber eines nach dem Anderen.
Erstmal etwas über das Schulsystem der weiterführenden Schulen hier in Italien, da das um einiges anders ist als Zuhause. Auf die sogenannten 'Licei' kommt man mit 14, also, wenn in Deutschland die 8. Klasse anfängt. Davor kommt die Grundschule und eine Art Middle School. Die Licei haben sich in verschiedene Teilgebiete aufgespalten, die genauer behandelt werden: beispielsweise Musik, Kunst oder Sprachen. Die normalen Fächer wie Mathe hat man natürlich auch, aber die Schule ist vom Material, dem Lehrplan und den Lehrern eben spezialisiert und je nachdem hat man bei entsprechenden Unis auch bessere Chancen.
Ich bin (ein wenig zu meinem Pech) auf einem Liceo Scientifico gelandet, hier wird also besonders Wert auf Naturwissenschaften gelegt – und die, die mich kennen, wissen, dass ich davon wirklich keine Ahnung habe.
Der erste Schultag war erstmal mit viel Hektik und Aufregung verbunden. Hier nimmt man es mit dem Papierkram nicht so streng, deswegen dauert alles seine Zeit und ab und zu verschwinden eben auch Dokumente, aber jetzt bin ich hier offiziell ein Jahr Schülerin. Meine Klasse 2 entspräche in Deutschland der 10.
Fächer habe ich absolut keine besonderen – alles wie in Deutschland – aber trotzdem ist alles sehr anders hier. Lehrer werden nicht mit Namen, sondern alle nur mit 'Prof' angesprochen. Hier wird sich nicht gemeldet, sondern es wird eine Frage gestellt, die dann von 20 Leuten auf einmal beantwortet wird. Aber vor allem wird hier Frontalunterricht gemacht. Meine erste Geschichtsstunde bestand daraus, dass die Lehrerin stur 60 Minuten am Stück aus dem Buch vorgelesen hat, das war's.
Ich verstehe zwar mit meinem dürftigen Italienisch zwar nur das Gröbste vom Unterricht, aber das ist absolut nicht schlimm – mit dem Stoff ist meine italienische Schule nämlich weit hinter dem meiner deutschen. Die durchschnittlichen Englischkenntnisse der Schüler entsprechen hier einem Grundschüler, und die Lehrer sprechen zum größten Teil kein Wort einer Fremdsprache.
Alles in allem ist das Ganze sehr entspannt: zwar ist der Bus morgens so voll, dass sich nicht mal die Türen mehr öffnen lassen, aber ich habe an 3 Tagen der Woche von 8-13 Uhr Unterricht und an den restlichen Tagen bis 14 Uhr – also viel, viel weniger als schon in der 9. Klasse in Deutschland.
So viel zur Theorie. Aber das ganze Vorwissen bringt einem nichts, wenn man in eine Klasse hineingeschoben, kurz vorgestellt und dann alleine gelassen wird. 25 Fremde, die einen anstarren, und nach kurzer Zeit rasend schnell erst miteinander und dann mit mir Italienisch reden. (Das ist etwas, was mich sehr nervt – selbst, wenn man mit dabei ist, weiß man so gut wie nie, ob von einem gesprochen wird, geschweige denn, wie und was.)
Meine Sitznachbarin ist so etwas wie meine Dolmetscherin geworden – ihr Englisch ist überdurchschnittlich gut, also ist sie so ziemlich die Einzige, mit und durch wen ich kommunizieren kann.
Aber das macht auch kaum etwas, denn alle sind unglaublich nett. Ich habe keine Ahnung, ob es daran liegt, dass ich wohl jetzt die einzige echte Blondine der Schule bin, oder ob die Italiener generell so sind, das ist mir aber relativ egal. Alle nehmen mich gut auf und für's Wochenende habe ich quasi 6 Verabredungen gleichzeitig. Ich glaube, mittlerweile sind es um die 15 Leute, die mitkommen und mir Turin zeigen wollen.

Um mich nochmal kurz zusammenzufassen – ich fühle mich extrem wohl, und ich weiß jetzt schon, dass ich hier jeden sehr vermissen werde, wen ich wieder in Deutschland bin.
Mein nächster Post wird sich dann wahrscheinlich um den ersten Ausflug nach Turin drehen. Falls ich da wirklich nur zum shoppen komme, wird das halt ein kleiner Haul.
(Was auch immer am Ende dabei rauskommt, ihr dürft euch freuen.)

Bis dahin – saluti e biaci

Julie

Dienstag, 10. September 2013

Arrivo.

Es fühlt sich immer noch ein wenig komisch an, dass ich Deutschland wirklich für die nächsten 10 Monate verlassen habe. Meine ersten Tage in Italien lassen sich in 3 Worten zusammenfassen – laut, chaotisch, ereignisreich.
Aber davor noch ein kleines Zwischenwort zum Kofferpacken – ich hatte viel weniger Probleme, als erwartet, das Gewichtslimit einzuhalten. Kleiner Tipp für alle: rollt eure Kleidung, anstatt sie zu falten. Danach müsst ihr zwar alles einmal bügeln, es spart aber unglaublich viel Platz. Schwerer als das Packen war eher, die insgesamt fast 30 Kilo mit mir durch die Gegend zu schleppen. Den Muskelkater in den Armen bin ich bis heute nicht losgeworden.

Up in the air!


Italien ist ein wunderschönes Land. Obwohl ich die Sprache noch kaum beherrsche und meine kleine Gastschwester Anna quasi alles für mich dolmetschen muss, fühle ich mich hier schon ziemlich wohl. Die Italiener..nun, über die könnte ich jetzt schon einen eigenen Blogeintrag schreiben. Über das Essen sowieso. Werde ich wahrscheinlich auch, deswegen sage ich an dieser Stelle mal nichts dazu.

500 Leute - 47 Länder.

Ich bin gut in Rom angekommen, nach nur anderthalb Stunden Flug. Von der Stadt haben wir leider wirklich nichts gesehen, da wir sofort weiter in unser Hotel gebracht wurden. Die 2 Tage, die wir da verbracht haben, waren schon wirklich großartig. AFS (oder Intercultura, wie die Organisation hier heißt) hat alles belegt.
500 Schüler aus 47 verschiedenen Ländern.
Und ich habe mit Leuten aus jedem dieser Länder mindestens einmal geredet.
So eine Chance bekommt man wirklich nicht oft, und ich habe sie genutzt – etwas, das ich ganz sicher nicht vergessen werde. Man fühlt sich so sehr als Teil eines großen Ganzen, so viele Leute, die deine Sorgen teilen und viel besser wissen, was gerade in dir vorgeht, als alle anderen.
In der kurzen Zeit wurden wir noch einmal Crashkursartig darauf vorbereitet, was uns jetzt die nächsten Monate erwartet. Für mich war aber kaum etwas neues dabei; offenbar waren die Orientation-Camps in Deutschland schon gründlich genug.

Eines der wenigen Bilder aus Rom.

Sonntagabend sind wir dann, nach 7 Stunden Zugfahrt in einem Abteil mit zwei typisch-italienischen Mammas, die sich offenbar sehr viel zu erzählen hatten, in Turin am Bahnhof angekommen. Der Empfang war einfach..wow. Ich hätte nicht erwartet, dass es so viele Menschen sind. Ich kann nicht wirklich beschreiben, wie es sich anfühlt, wenn man auf eine laut jubelnde Menge zuläuft und weiß, dass dort irgendwo auch die Familie ist, die für das nächste Jahr die eigene Familie sein wird. Die hat mich zum Glück schnell gefunden – und ich habe wirklich Glück mit ihnen gehabt. Alle 3 sind unglaublich nett und die Sprachprobleme stehen eigentlich mehr im Hintergrund, da alle sich immer bemühen, sich irgendwie verständlich zu machen und meine aus Englisch, Italienisch und Französisch zusammengebastelten Sätze zu verstehen.
Platziert bin ich in einer kleinen Stadt etwa 10 Minuten von Turin.
Entgegen meiner ersten Erwartungen merkt man wirklich überall, dass man nicht mehr in Deutschland ist. Alles ist hier viel farbenfroher: wo bei uns graue Plattenbauen stehen, sind hier kleine Mäuerchen und Gässchen scheinbar ohne Logik wild verteilt. Braun- und Gelbtöne sind hier sehr verbreitet und lassen in Verbindung mit der Sonne alles warm und freundlich wirken.
Ach ja. Und wir haben hier jeden Tag etwa 30°C. Seid neidisch. (Oder auch nicht, wenn ihr die Kälte bevorzugt.)

Die Aussicht von meinem Zimmer aus.
Im Hintergrund sieht man hier übrigens normalerweise immer die Alpen.

Das wars dann von mir auch fürs erste schon wieder – in die Schule gehe ich erst ab nächstem Montag, also um die Zeit herum wird dann auch wieder ein Post kommen. Vorher passiert, soweit ich weiß, nichts Weltbewegendes; aber wenn doch, lasse ich es euch natürlich wissen.

Saluti e biaci,

Julie

Dienstag, 27. August 2013

10 days left.

10 Tage. 240 Stunden. 14'400 Minuten.

Nur noch 10 Tage (die Abreise wurde einen Tag nach hinten verschoben) bis ich meinen Fuß auf italienischen Boden setzen werde, nur noch 10 Tage, bis sich zeigen wird, ob meine Sprachkenntnisse so grauenvoll schlecht sind, wie ich annehme.

Nur noch 10 Tage, bis ich mein gesamtes Leben hier in Deutschland zurücklassen werde.

Ja, das mag etwas dramatisch klingen, aber ich glaube, andere Austauschschüler können mich da irgendwie verstehen. So kurz vor der Abreise kann ich mich immer schwerer entscheiden, ob ich lachen oder weinen möchte. Alles wechselt zwischen Momenten voller Vorfreude, in denen man alles Negative ausblendet und es nicht mehr erwarten kann, in den Flieger zu steigen, und den Tiefpunkten, die ich meist abends habe, in denen ich mich einfach nur noch unter meiner Decke verkriechen und hierbleiben möchte. Ich fühle mich unglaublich unvorbereitet, obwohl ich das (nicht wenige) Infomaterial dutzende Male durchgelesen habe und es quasi auswendig kann - und noch dürftiger und unnützer erscheinen mir meine Italienisch-Kenntnisse, obwohl ich den verpflichtenden Sprachkurs im Vergleich zu meinen Mitreisenden recht schnell und gut abgeschlossen habe. Wahrscheinlich wird das kleine Reisewörterbuch mein bester Freund.

Das zweite wohl naheliegendste Problem sind die ganzen Abschiede. Vorraussichtlich sehe ich morgen zum letzten mal meine engsten Freunde und am Samstag heißt es dann auch, Abschied von meinem Freund nehmen. Ich war, wie gesagt, noch nie jemand, der groß Heimweh hat, aber die ganzen Menschen, die mir so sehr ans Herz gewachsen sind, die werde ich umso mehr vermissen. Die letzten zwei Monate waren für meinen Geschmack viel zu sehr vollgestopft mit irgendwelchen Abschieden, und bei jedem einzelnen habe ich bisher (entgegen meiner Erwartung) geheult wie ein kleines Kind. Und bei denen, die mir noch bevorstehen, wird es sicher kein Stück besser werden.

Wenigstens kann ich nicht sagen, dass ich meine 'letzten' Sommerferien hier verschwendet hätte. Der Deutschlandpass der DB hat sich für mich einfach nur unglaublich gelohnt, ich habe viele Leute (wieder)getroffen, viele neue kennengelernt und Deutschland nochmal ein wenig für mich wiederentdeckt (auch, wenn ich einen Großteil der Zeit in Zügen und an Bahnhöfen verbracht habe).

Ich war nachts zu lange auf, saß in falschen Zügen, habe zu viel Geld ausgegeben - kurzum, es war eigentlich mein bester Sommer bisher.

Aber ich will nicht anfangen, euch zu langweilen. Der nächste Post dreht sich dann um meine persönliche Mission Impossible - Kofferpacken. Zusätzlich dazu muss ich noch quasi mein gesamtes Zimmer leer räumen, da während ich weg bin, eine Austauschschülerin aus Dänemark dort leben wird.


Bis dahin also - Arrivederci!

Freitag, 16. August 2013

"Ciao, mi chiamo Julie!"

..tja, und da dachte ich mir, so langsam wird es doch Zeit für einen ersten Post hier.
Mein Name ist Julie, ich bin 15 und fliege am 5.9. nach Rom, um von dort aus mein Auslandsjahr in Italien zu beginnen. Das werde ich bei einer Familie in der kleinen Stadt Rivalta di Torino ziemlich im Nordwesten verbringen. Da teile ich dann mein übergangsweises Zuhause mit den Eltern, einer jüngeren Gastschwester und einem Hund. Das Ganze findet über die Organisation AFS statt, die ich euch wirklich nur aus unglaublich vielen Gründen sehr ans Herz legen kann.

So viel dazu - aber warum eigentlich einen Blog führen?
Auch, wenn das mittlerweile so gut wie jeder Austauschschüler macht, will ich mich daran versuchen, regelmäßig Posts zu schreiben. Das mache ich halb für mich selbst und halb für euch. Die Fotos und Texte fassen mein Leben in Italien kürzer und besser zusammen, als das private Tagebuch, das ich zusätzlich führen werde. Ich kann später immer wieder kurz reinlesen, um mich an alles, was so passiert ist, zu erinnern. Ebenfalls ein eher privater Grund ist es, meine ganzen Freunde aus Deutschland auf dem Laufenden zu halten, wenn ich gerade nicht immer so viel Zeit habe, mich jedem einzelnen ausführlich zu schreiben oder zu telefonieren.
Der andere Grund seid natürlich ihr, liebe (zukünftige) Leser. 
Egal, ob ihr auch gerade einen Austausch macht, ihn schon hinter oder noch vor euch habt - hier findet ihr vielleicht auch andere Einblicke und ein bisschen Vorbereitung auf so ein Erlebnis. Und auch für die, die selber leider kein Jahr im Ausland verbringen können, möchte ich versuchen, euch so nahe wie möglich dabeisein zu lassen.

Was ihr hier so in nächster Zeit lesen werdet? Gute Frage. Ich selber habe da noch keine allzu festen Pläne und richte mich natürlich auch nach euren Wünschen. Falls ihr also irgendwelche Fragen oder Anregungen habt, lasst mir einen Kommentar da. :)
Ansonsten denke ich, dass ich euch kurz erkläre, was quasi bisher so passiert ist und wie das Ganze abläuft - dazu eventuell noch ein wenig Gefühlsduselei über Abschiede und alles (und vor allem jeden), was ich hier für das Jahr zurücklassen werde.

Und damit - bis zum nächsten Post! ♥