Mittwoch, 18. September 2013

Dolce Vita - jetzt auch in Ihrer Schule erhältlich!

Und damit herzlich Willkommen zu einem neuen Post hier. Der sollte eigentlich schon etwas früher erscheinen, aber ich bin immer unglaublich kaputt nach Hause gekommen und war um halb 10 schon selig am schlafen. Es erschöpft mehr als gedacht, den ganzen Tag eine fremde Sprache zu hören, und Aspirin ist zusammen mit meinem Reisewörterbuch mein bester Freund geworden.
Nun aber zum eigentlichen Thema: seit Montag, den 16.9. bin ich in der Schule. Und in diesen wenigen Tagen ist mir so viel eingefallen, was ich mit euch teilen will – aber eines nach dem Anderen.
Erstmal etwas über das Schulsystem der weiterführenden Schulen hier in Italien, da das um einiges anders ist als Zuhause. Auf die sogenannten 'Licei' kommt man mit 14, also, wenn in Deutschland die 8. Klasse anfängt. Davor kommt die Grundschule und eine Art Middle School. Die Licei haben sich in verschiedene Teilgebiete aufgespalten, die genauer behandelt werden: beispielsweise Musik, Kunst oder Sprachen. Die normalen Fächer wie Mathe hat man natürlich auch, aber die Schule ist vom Material, dem Lehrplan und den Lehrern eben spezialisiert und je nachdem hat man bei entsprechenden Unis auch bessere Chancen.
Ich bin (ein wenig zu meinem Pech) auf einem Liceo Scientifico gelandet, hier wird also besonders Wert auf Naturwissenschaften gelegt – und die, die mich kennen, wissen, dass ich davon wirklich keine Ahnung habe.
Der erste Schultag war erstmal mit viel Hektik und Aufregung verbunden. Hier nimmt man es mit dem Papierkram nicht so streng, deswegen dauert alles seine Zeit und ab und zu verschwinden eben auch Dokumente, aber jetzt bin ich hier offiziell ein Jahr Schülerin. Meine Klasse 2 entspräche in Deutschland der 10.
Fächer habe ich absolut keine besonderen – alles wie in Deutschland – aber trotzdem ist alles sehr anders hier. Lehrer werden nicht mit Namen, sondern alle nur mit 'Prof' angesprochen. Hier wird sich nicht gemeldet, sondern es wird eine Frage gestellt, die dann von 20 Leuten auf einmal beantwortet wird. Aber vor allem wird hier Frontalunterricht gemacht. Meine erste Geschichtsstunde bestand daraus, dass die Lehrerin stur 60 Minuten am Stück aus dem Buch vorgelesen hat, das war's.
Ich verstehe zwar mit meinem dürftigen Italienisch zwar nur das Gröbste vom Unterricht, aber das ist absolut nicht schlimm – mit dem Stoff ist meine italienische Schule nämlich weit hinter dem meiner deutschen. Die durchschnittlichen Englischkenntnisse der Schüler entsprechen hier einem Grundschüler, und die Lehrer sprechen zum größten Teil kein Wort einer Fremdsprache.
Alles in allem ist das Ganze sehr entspannt: zwar ist der Bus morgens so voll, dass sich nicht mal die Türen mehr öffnen lassen, aber ich habe an 3 Tagen der Woche von 8-13 Uhr Unterricht und an den restlichen Tagen bis 14 Uhr – also viel, viel weniger als schon in der 9. Klasse in Deutschland.
So viel zur Theorie. Aber das ganze Vorwissen bringt einem nichts, wenn man in eine Klasse hineingeschoben, kurz vorgestellt und dann alleine gelassen wird. 25 Fremde, die einen anstarren, und nach kurzer Zeit rasend schnell erst miteinander und dann mit mir Italienisch reden. (Das ist etwas, was mich sehr nervt – selbst, wenn man mit dabei ist, weiß man so gut wie nie, ob von einem gesprochen wird, geschweige denn, wie und was.)
Meine Sitznachbarin ist so etwas wie meine Dolmetscherin geworden – ihr Englisch ist überdurchschnittlich gut, also ist sie so ziemlich die Einzige, mit und durch wen ich kommunizieren kann.
Aber das macht auch kaum etwas, denn alle sind unglaublich nett. Ich habe keine Ahnung, ob es daran liegt, dass ich wohl jetzt die einzige echte Blondine der Schule bin, oder ob die Italiener generell so sind, das ist mir aber relativ egal. Alle nehmen mich gut auf und für's Wochenende habe ich quasi 6 Verabredungen gleichzeitig. Ich glaube, mittlerweile sind es um die 15 Leute, die mitkommen und mir Turin zeigen wollen.

Um mich nochmal kurz zusammenzufassen – ich fühle mich extrem wohl, und ich weiß jetzt schon, dass ich hier jeden sehr vermissen werde, wen ich wieder in Deutschland bin.
Mein nächster Post wird sich dann wahrscheinlich um den ersten Ausflug nach Turin drehen. Falls ich da wirklich nur zum shoppen komme, wird das halt ein kleiner Haul.
(Was auch immer am Ende dabei rauskommt, ihr dürft euch freuen.)

Bis dahin – saluti e biaci

Julie

Dienstag, 10. September 2013

Arrivo.

Es fühlt sich immer noch ein wenig komisch an, dass ich Deutschland wirklich für die nächsten 10 Monate verlassen habe. Meine ersten Tage in Italien lassen sich in 3 Worten zusammenfassen – laut, chaotisch, ereignisreich.
Aber davor noch ein kleines Zwischenwort zum Kofferpacken – ich hatte viel weniger Probleme, als erwartet, das Gewichtslimit einzuhalten. Kleiner Tipp für alle: rollt eure Kleidung, anstatt sie zu falten. Danach müsst ihr zwar alles einmal bügeln, es spart aber unglaublich viel Platz. Schwerer als das Packen war eher, die insgesamt fast 30 Kilo mit mir durch die Gegend zu schleppen. Den Muskelkater in den Armen bin ich bis heute nicht losgeworden.

Up in the air!


Italien ist ein wunderschönes Land. Obwohl ich die Sprache noch kaum beherrsche und meine kleine Gastschwester Anna quasi alles für mich dolmetschen muss, fühle ich mich hier schon ziemlich wohl. Die Italiener..nun, über die könnte ich jetzt schon einen eigenen Blogeintrag schreiben. Über das Essen sowieso. Werde ich wahrscheinlich auch, deswegen sage ich an dieser Stelle mal nichts dazu.

500 Leute - 47 Länder.

Ich bin gut in Rom angekommen, nach nur anderthalb Stunden Flug. Von der Stadt haben wir leider wirklich nichts gesehen, da wir sofort weiter in unser Hotel gebracht wurden. Die 2 Tage, die wir da verbracht haben, waren schon wirklich großartig. AFS (oder Intercultura, wie die Organisation hier heißt) hat alles belegt.
500 Schüler aus 47 verschiedenen Ländern.
Und ich habe mit Leuten aus jedem dieser Länder mindestens einmal geredet.
So eine Chance bekommt man wirklich nicht oft, und ich habe sie genutzt – etwas, das ich ganz sicher nicht vergessen werde. Man fühlt sich so sehr als Teil eines großen Ganzen, so viele Leute, die deine Sorgen teilen und viel besser wissen, was gerade in dir vorgeht, als alle anderen.
In der kurzen Zeit wurden wir noch einmal Crashkursartig darauf vorbereitet, was uns jetzt die nächsten Monate erwartet. Für mich war aber kaum etwas neues dabei; offenbar waren die Orientation-Camps in Deutschland schon gründlich genug.

Eines der wenigen Bilder aus Rom.

Sonntagabend sind wir dann, nach 7 Stunden Zugfahrt in einem Abteil mit zwei typisch-italienischen Mammas, die sich offenbar sehr viel zu erzählen hatten, in Turin am Bahnhof angekommen. Der Empfang war einfach..wow. Ich hätte nicht erwartet, dass es so viele Menschen sind. Ich kann nicht wirklich beschreiben, wie es sich anfühlt, wenn man auf eine laut jubelnde Menge zuläuft und weiß, dass dort irgendwo auch die Familie ist, die für das nächste Jahr die eigene Familie sein wird. Die hat mich zum Glück schnell gefunden – und ich habe wirklich Glück mit ihnen gehabt. Alle 3 sind unglaublich nett und die Sprachprobleme stehen eigentlich mehr im Hintergrund, da alle sich immer bemühen, sich irgendwie verständlich zu machen und meine aus Englisch, Italienisch und Französisch zusammengebastelten Sätze zu verstehen.
Platziert bin ich in einer kleinen Stadt etwa 10 Minuten von Turin.
Entgegen meiner ersten Erwartungen merkt man wirklich überall, dass man nicht mehr in Deutschland ist. Alles ist hier viel farbenfroher: wo bei uns graue Plattenbauen stehen, sind hier kleine Mäuerchen und Gässchen scheinbar ohne Logik wild verteilt. Braun- und Gelbtöne sind hier sehr verbreitet und lassen in Verbindung mit der Sonne alles warm und freundlich wirken.
Ach ja. Und wir haben hier jeden Tag etwa 30°C. Seid neidisch. (Oder auch nicht, wenn ihr die Kälte bevorzugt.)

Die Aussicht von meinem Zimmer aus.
Im Hintergrund sieht man hier übrigens normalerweise immer die Alpen.

Das wars dann von mir auch fürs erste schon wieder – in die Schule gehe ich erst ab nächstem Montag, also um die Zeit herum wird dann auch wieder ein Post kommen. Vorher passiert, soweit ich weiß, nichts Weltbewegendes; aber wenn doch, lasse ich es euch natürlich wissen.

Saluti e biaci,

Julie